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Der Buchladen der drei Wünsche

Autorenbild: Luna M. SageLuna M. Sage

Aktualisiert: 5. März

by Luna M. Sage (Bilder: DallE, Text: selbst verfasst, ohne künstliche Intelligenz)


Es war an einem kalten Märztag. Irgendwann. Die Stadt war noch im Übergang vom Winter zum Frühling gefangen. Die Luft roch nach nassem Asphalt und Morgengebäck. Regen tropfte in Pfützen, und der Himmel war ein bleiches Grau, das sich schwer auf die Dächer legte. Martin hatte in letzter Zeit öfters das Gefühl, als würde sein Leben genau wie dieser Himmel aussehen: Eintönig. Schwer. Ohne klare Richtung.

Sein Job war eine verblassende Routine, die ihn auslaugte. Seine Beziehung? Vor Monaten in einem Streit zerbrochen. Es war sein eigenes Verhalten gewesen, das alles beenden liess. Und seine Freunde? Die meisten hatten sich distanziert. Oder vielleicht war er es selbst, der sich zurückgezogen hatte.

Also raffte er sich auf, um heute mal ziellos durch die Strassen und Lauben von Bern zu streifen. Lustlos schlenderte er gedankenlos einen Weg. Es fühlte sich an, als hätte er irgendwo eine falsche Abzweigung genommen, aber er wusste nicht, wo. Gedankenversunken blickte er durch die Gasse, als sein Blick plötzlich klar wurde: Ein Buchladen! Er war plötzlich da. Als hätte ihn jemand genau in diesem Moment dorthin gestellt.

Die Gasse, in der er sich befand, war ihm noch nie zuvor aufgefallen, obwohl er sich in Bern gut auskennt.

Der magische Buchladen in einer virtuellen Gasse in Bern

Zwischen zwei alten Backsteinhäusern kauerte ein Buchladen, dessen Fenster von Staub und Zeit trübe waren. Die Tür war aus dunklem Holz, das Schild über dem Eingang verwittert: „Antiquariat & Seltenes“. Sein Blick wanderte durch das Schaufenster. Innen war es dunkel, nur eine warme, goldene Beleuchtung tauchte die Regale in ein sanftes Licht. Es roch nach Papier und nach Geschichten, die seit Jahrzehnten auf Leser warteten.

Martin wusste nicht, warum er die Tür öffnete. Er tat es einfach. Rein intuitiv.


Das Buch

Das leise Glöckchen über der Tür erklang sanft, als er eintrat. Der Laden war zu seiner Überraschung viel grösser, als es von aussen den Anschein hatte. Bücher stapelten sich auf alten Holztischen und lehnten sich in wackeligen Türmen aneinander. Regale reichten bis zur Decke, und der Duft von Zimt lag in der Luft, vermischt mit etwas, das er nicht benennen konnte. Es war ein Gefühl von Zuhause in der Luft, obwohl er diesen Ort noch nie zuvor betreten hatte.

Hinter dem Tresen stand eine Frau mit kurzem, krausem Haar. Sie trug eine Brille und wirkte vertraut. Ihre Augen waren grau-blau und strahlten eine Tiefe sowie Lebendigkeit aus. Zudem wirkten sie wissend. Die Frau lächelte Martin an, und ihn beschlich ein Gefühl, als würde er sie seit jeher kennen. Eigenartig war es!

„Willkommen, Martin.“ Sein Herz schlug einen Moment schneller. „Woher… woher kennen Sie meinen Namen?“ Die Frau lächelte leicht. „Du bist hier, weil du etwas suchst. Dein innerer Wegweiser hat dich hierher geführt.“

Er zog eine Augenbraue hoch. „Ich bin nur zufällig…“

„Zufälle“, sagte sie ruhig, „sind nur die Kunst, wie das Leben uns führt, ohne uns zu erschrecken. Wisse, Zufälle in herkömmlichen Sinne gibt es in Wahrheit gar nicht, sondern es fällt einem immer dasjenige zu, das fällig ist und wenn man bereit ist, das Fällige anzunehmen. Es ist das Gesetz der Synchronizität und das Gesetz von Ursache und Wirkung.“

Martin wollte erwidern, dass das Unsinn war, doch stattdessen schwieg er.

Die Frau zog ein Buch unter dem Tresen hervor. Martin schaute hin. Das Buch faszinierte ihn von der ersten Sekunde an! Es war aus dunklem Leder und die Ecken waren abgenutzt. Kein Titel oder Autor war auf dem Einband vermerkt.

„Dieses Buch ist für dich“, sagte sie und legte es vor ihn hin. „Drei leere Seiten. Auf jeder kannst du einen Wunsch schreiben. Aber Achtung: Wünsche haben ihren eigenen Willen.“ Er lachte trocken. „Und wenn ich mir Millionen wünsche?“

„Dann solltest du dich fragen, was du mit ihnen anstellen würdest.“

Er wusste nicht, warum er das Buch annahm. Aber er tat es. Es war wie ein innerer Zwang, es in seinen Rucksack zu stecken. Er fühlte sich plötzlich schwindeling und hörte ein erneutes Glöckchenläuten. Zudem spürte Martin einen Luftzug im Nacken. Ehe er es sich versah, stand er wieder draussen auf der Gasse.

Der Buchladen war verschwunden! Total verwirrt schaute er in seinen Rucksack. Da war es, das Buch! Er griff in den Rucksack hinein und befühlte den Lederdeckel. Es war real; also konnte es nicht ein Tagtraum gewesen sein!

Ein magisches Wunschbuch, in das  man seine Wünsche schreiben kann

Der erste Wunsch: Ein Neuanfang

Zu Hause legte er das Buch auf den Tisch. Er wusste nicht, warum er es nicht einfach ignorierte. Doch je länger es dort lag, desto mehr zog es ihn an. Schliesslich schlug er es auf. Die erste Seite war leer, bis auf eine einzige Zeile in eleganterer Schrift: „Schreibe deinen Wunsch hier auf diese Seite.“

Er dachte an sein Leben. Die gescheiterte Beziehung. Der Job, der ihn ausbrannte. Die Tage, die sich wie eine Schleife wiederholten.

Er nahm einen Stift. „Ich wünsche mir, noch einmal von vorne anfangen zu können.“

Das Buch begann zu leuchten. Ein wärmerer Hauch und ein spezieller Duft durchzogen den Raum. Als er blinzelte, war alles anders!

Seine Wohnung? Heller, aufgeräumter. Auf den Schreibtisch lag eine Einladung zum Vorstellungsgespräch für einen Job, den er sich nie zugetraut hatte. Sein Spiegelbild? Frischer und gepflegter.

Es war der ersehnte Neuanfang und die ersten Tage waren aufregend!

Aber bald spürte er: Ein Neuanfang ist eben nur: Ein Anfang. Ein komisches Gefühl beschlich ihn und er fühlte sich nicht mehr so glücklich und wohl in seiner Haut.


Der zweite Wunsch: Die Verbindung

Nachts lag er wach und dachte an Mia. Sie war die eine Person, die ihn wirklich verstanden hatte.

Am nächsten Tag blätterte er zur zweiten Seite. Dann schrieb er:

„Ich wünsche mir, dass die Menschen, die mir wichtig sind, zu mir zurückkommen.“

Das Buch begann zu leuchten, wie es das beim ersten mal tat. Jedoch nichts erfolgte und das verunsicherte Martin. Müde und enttäuscht ging er schlafen. Am nächsten Morgen erwachte er, weil sein Handy ständig vibrierte. Er sah, dass einige Nachrichten gekommen sind. Seine Schwester. Alte Freunde. Und dann: Mia!

„Hallo Martin. Ich musste in letzter Zeit oft an dich denken. Wollen wir uns mal zu einem Kaffee treffen?“ Sein Herz schlug schneller. Doch bald merkt er: Eine Nachricht ist nicht dasselbe wie Vergebung. Ein Treffen ist nicht dasselbe wie Vertrauen. Beziehungen brauchen mehr als einen Wunsch. Es fühlte sich nicht wirklich real an.


Der dritte Wunsch: Wahres Glück

Ein paar Tage später sass er mit Mia im Café. „Du hast dich verändert“, sagte sie. Martin nickte. Sie sprachen noch über dies und das, und nach einer Weile verabschiedeten sie sich. Martin ging nach Hause. Es zog ihn in sein Homeoffice, wo das Buch auf dem Schreibtisch lag. Zögernd nahm er es in die Hand und war sich bewusst, dass es sein letzter Wunsch sein würde. Auf der dritten Seite schrieb er: „Ich wünsche mir, dass ich meinen eigenen Weg finde, der zu mir passt. Egal, wie schwierig er sein wird.“ Das Buch leuchtete. Dann verblasste die Schrift. Die Seiten waren leer. Keine Magie mehr!


Das Happy End

Er hörte auf, auf Wunder zu warten. Stattdessen begann er, ehrlich zu sein; zu Mia, zu seinen Freunden, zu sich selbst.

In den Wochen danach spürte Martin eine Veränderung. Nicht in der Welt. Nicht in den Menschen um ihn herum. Sondern in sich selbst.

Die Tage waren gleich, der Himmel wechselte wie immer zwischen Sonne und Regen, der Frühling machte sich zusehends überall bemerkbar, die Welt wurde bunter und doch war alles irgendwie für ihn anders, als es früher der Fall war: Er wartete nicht mehr darauf, dass das Leben ihn überraschte. Er hörte auf, in den Nächten nach Zeichen zu suchen oder darauf zu hoffen, dass von selbst sich sein Leben veränderte.

Zum ersten Mal wurde ihm klar: Er war derjenige, der seine eigene Geschichten schrieb. Er hatte es selbst in der Hand, sein Leben so zu gestalten, wie er es möchte! Es war nicht das Buch, das ihm geholfen hatte, sondern es war die Erkenntnis, dass kein Wunsch der Welt ihn retten konnte, wenn er nicht selbst bereit war, seinen eigenen Weg zu gehen! Ihm wurde voll bewusst: Er muss sich verändern und nicht die anderen! Also beschloss er, von nun an noch ehrlicher zu werden. Zu Mia, zu seinen Freunden, vor allem aber zu sich selbst! Er sprach die Dinge aus, die er früher für sich behalten hätte. Er entschuldigte sich, wenn er einen Fehler machte. Er hörte zu, wenn jemand ihm etwas anvertraute. Er fing an, sich nicht mehr nur als Zuschauer seines eigenen Lebens zu sehen, sondern als Macher, der es selbst gestaltete.


Eines Tages, an denen der Himmel zwischen Blau und Grau schwankte, suchte er die kleine Gasse wieder auf. Er wollte der Frau danken. Aber da war keine Tür. Kein Antiquariat. Nur eine schmale, gepflasterte Strasse, die aussah, als sei sie nie etwas anderes gewesen. Martin stand dort. Suchte mit den Augen nach einer Spur, einem Hinweis, dass er sich das nicht nur eingebildet hatte. Doch es gab nichts. Nur Stille und ein leiser Windzug, der an ihm vorbeistrich.


Und Martin verstand: Es war nie das Buch gewesen, das ihm seine Wünsche erfüllte. Es hatte ihm nur einen Spiegel vorgehalten. Seine Sehnsüchte auf Papier gebracht, damit er sie selbst erkennen konnte. Er begriff, dass wahre Veränderung nicht durch Magie erfolgen kann, sondern erst dann erfolgt, wenn man bereit ist, aktiv was zu erkennen und umzusetzen. Wenn man aufhört, nur dahinzuvegetieren und zu funktionieren und beginnt, bewusst sein Leben selbst zu gestalten.


Er drehte sich um, verliess das Gässchen und kehrte zurück auf die belebte Strasse.

Sein Leben lag vor ihm! nicht als eine Geschichte, die er lesen würde.

Sondern als eine, die er selbst schrieb.

Und das, dachte Martin, ist die wahre Magie des Lebens! Er sah die Welt nun nicht mehr düster und fühlte sich so richtig zufrieden. Voller Tatendrang!

Ein glücklicher Mann geht durch die Altstadt mit Strassen Cafes

 
 
 

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