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Der Spiegel im Garten

Kurzgeschichte von Luna M.Sage

In einer kleinen Zähringerstadt im Kanton Bern lebte Marilena. Sie wohnte in einer gemütlichen Stadtwohnung mit einem kleinen Garten, den sie sehr mochte. Der Garten war ihr Paradies. Ein Ort der Ruhe und des Friedens, wo sie ihre Gedanken ordnen und die Schönheit der Natur geniessen konnte. Wenn Marilena aus ihrer Wohnung trat, grüsste sie die Welt oft mit einem warmen Lächeln.


Eines Tages entdeckte sie hinter einem Busch einen alten Spiegel. Er sah aus, als ob er schon viele Jahre dort hing, vergessen von der Zeit und den Menschen. Marilena konnte sich nicht erinnern, den Spiegel jemals zuvor gesehen zu haben. Neugierig trat sie näher und blickte hinein. Zu ihrer Überraschung sah sie nicht nur ihr eigenes Gesicht, sondern auch das Bild ihrer Stadt, in der die Menschen recht zufrieden wirkten und die Gärten, die in voller Blüte standen. Die Szene im Spiegel wirkte fast magisch, als ob sie eine bessere Version der Realität widerspiegelte und Marilena erinnerte sich an ein altes Sprichwort, das sie von ihrer Grossmutter gehört hatte: "Das Leben ist wie ein Spiegel. Zeigst du ihm ein Lächeln, so lächelt es zurück."

Mit diesen Worten im Kopf schenkte sie ihrem Spiegelbild ein strahlendes Lächeln. Sofort erhellte sich das Bild im Spiegel und alles wirkte freundlicher und lebendiger.


Von diesem Tag an besuchte Marilena den Spiegel regelmässig. Jedes Mal, wenn sie in den Spiegel lächelte, schien das Spiegelbild noch lebendiger und fröhlicher zu werden. Doch nicht immer gelang es Marilena zu lächeln. An manchen Tagen, wenn das Leben ihr schwer fiel und die Sorgen des Alltags sie bedrückten, konnte sie kein Lächeln aufbringen. An solchen Tagen sah das Bild im Spiegel trüber aus, und die Gesichter der Menschen wirkten bedrückt. Diese Momente erinnerten Marilena daran, dass das Leben auch seine dunklen Zeiten hatte, aber dass ihr Lächeln die Kraft hatte, die Welt ein Stück heller zu machen.


Und so begann Marilena, ihre Erfahrungen und die Erkenntnisse, die sie im Laufe der Jahre gesammelt hatte, mit anderen zu teilen. In ihrem Garten versammelten sich Freunde und gute Bekannte, um gemeinsam zu plaudern und die Natur zu geniessen. Der Garten wurde zu einem Ort der Gemeinschaft und des Austauschs.


Eines Abends, als die Sonne unter ging und der Garten in ein goldenes Licht getaucht war, stand Marilena erneut vor dem Spiegel. Sie dachte über die vielen Veränderungen nach, die sie erlebt und über die herausfordernden Zeiten, die sie durchgestanden hatte. Der Spiegel war nun ein Symbol für die vielen Facetten des Lebens geworden und er spiegelte Freude, Trauer, Herausforderungen und auch Erfolge.


An einem besonderen Sommertag, als der Garten in voller Blüte stand, organisierte Marilena ein kleines Fest. Sie sass am Gartentisch, umgeben von fröhlichen Gästen, und fühlte eine tiefe Zufriedenheit. Sie wusste, dass sie trotz der Höhen und Tiefen des Lebens immer wieder die Kraft gefunden hatte, das Beste aus jeder Situation zu machen.


In einem Moment der Ruhe, als die Dämmerung sich bemerkbar machte und die ersten Sterne am Himmel auftauchten, ging Marilena erneut zum Spiegel. Sie blickte hinein und sah nicht nur sich selbst, sondern auch das Abbild aller Menschen, die sie im Laufe der Jahre berührt hatte. Sie sah die Liebe, die sie gegeben und erhalten hatte, und die Herausforderungen, die sie gemeistert hatte. Dann zeigte der Spiegel auch die Schönheit, die sie erleben durfte und die sie wiederum weitergegeben hatte. Mit einem tiefen Atemzug und einem Lächeln, das ihr ganzes Gesicht erhellte, sprach sie leise zu sich selbst: "Das Leben ist wie ein Spiegel. Zeigst du ihm ein Lächeln, spiegelt es dir ein Lächeln zurück."


Marilena verbrachte den Rest des Abends damit, die Gesellschaft ihrer Freunde zu geniessn. Sie wusste, dass das Leben nicht immer einfach ist, aber es durchaus erfüllend sein kann und dass das von sich selbst abhängt.


Als die Nacht hereinbrach und die letzten Gäste sich verabschiedet hatten, atmete Marilena noch einmal die Abendluft ein. Der Mond schien hell und tauchte den Garten in ein sanftes Licht. Sie fühlte sich verbunden mit der Welt um sie herum, mit der Natur, den Menschen und den Erinnerungen, die sie in ihrem Herzen trug. Sie wusste, dass sie, solange sie lächelte und die Welt mit offenem Herzen betrachtete, immer das Licht finden würde, das sie durch die dunkelsten Zeiten führte.


Mit diesem Gedanken ging sie hinein und liess die Ruhe der Nacht auf sich wirken. Sie legte sich ins Bett und schlief mit einem friedlichen Lächeln ein, voller Vorfreude auf die Abenteuer und Herausforderungen, die der nächste Tag und die weiteren Tage bringen würden.

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